Eine Heide-Retrospektive aus der Sicht zweier Fotografen
Die Idee zur Ausstellung entstand durch eine Schenkung: Dem Heimatbund Soltau wurde die Fotomappe „Wanderungen durch Heide und Moor zwischen Elbe, Jeetze, Aller und Weser“ des Fotografen Wilhelm Dreesen überlassen. Die Aufnahmen faszinierten uns so sehr, dass wir uns zu einer Ausstellung im Museum Soltau entschlossen. Durch eine Internetrecherche stießen wir auf die Präsentation „Discovering Dreesen, Fotograf, Globetrotter, Influencer“ in Flensburg die wir im Februar 2022 besuchten. Dank dieser Ausstellung erhielten wir detaillierte Information über das Leben und Schaffen Dreesens.
Die Ausstellung wird eröffnet am 15.08.2022 und das Museum ist dann vom 16.08. bis 02.10.2022 zu den bekannten Öffnungszeiten geöffnet.
Wilhelm Dreesen wurde am 31. März 1840 in Rendsburg geboren und verstarb am 18. Dezember 1926 in Flensburg. In seinen Ateliers entstanden zunächst Porträtfotos. Als der technische Fortschritt transportable Kameras und kürzere Belichtungszeiten erlaubte, betätigte er sich ab 1870 als Landschaftsfotograf. Er nahm an nationalen und internationalen Ausstellungen teil und gewann zahlreiche Preise. Seit 1887 offizieller „Hofphotograph“ wusste Dreesen diesen Titel erfolgreich zu vermarkten. Er schloss Verträge mit der HAPAG und anderen Reedereien und bereiste gratis die Weltmeere auf deren Passagierdampfern. Die Presse berichtete über seine Reisen, seine Bilder weckten Reiselust. Zwischen 1891 und 1905 erschienen über 20 Mappenwerke mit Reproduktionen seiner Fotografien. Die hier ausgestellte Fotomappe wurde 1904 vom Otto Meissner Verlag in Hamburg herausgegeben. Soltau, das „moderne Landstädtchen“ ist mit einem Motiv vertreten: mit der St.-Johannis-Kirche.
Bei Dreesen werden Landschaft und Architektur geradezu puristisch in Szene gesetzt. Menschen spielen eher eine Nebenrolle – als Statisten, die z.B. Größenverhältnisse vermitteln. Für Lebendigkeit sorgen Wolken am Himmel, Wasserflächen und Wasserläufe, besondere Lichtverhältnisse und interessante Reflexionen – oder Spuren im Sand.
Im Kontrast dazu richtet Wilhelm Carl Mardorf seinen Blick auf die Menschen – auf die Spuren und Schatten in ihren Gesichtern, auf ihre Tätigkeiten und unmittelbaren Alltagswelten. Seine ca. 25 bis 30 Jahre später entstandenen Fotografien betrachten die Heide vor allem als authentischen sozialen Raum des gemeinsamen (Über-)Lebens.
Wilhelm Carl Mardorf wurde am 24. April 1890 geboren und verstarb am 14. Januar 1970. Er absolvierte eine Lehrerausbildung und war in seiner Freizeit leidenschaftlicher Fotograf und Schriftsteller. Die hier gezeigten Fotos sind in den 1930er Jahren entstanden und stammen aus dem Fundus des Heimatbundes. Carl Mardorf benutzte zunächst Agfa-Kameras mit Stativ und Tuch; sperrig und bis zu 5 kg schwer war diese Fotoausrüstung. Für seine Wanderungen durch die Heide wechselte er auf eine Agfa-Box-Kamera für 6×6 cm große Negative. Bereits im Alter von 31 Jahren engagiert er sich in der Heimatschutzbewegung und publizierte erste Artikel in Heimatzeitungen. Lange Jahre war er Beauftragter des Kreises Soltau für Naturschutz und Landschaftspflege und Schriftleiter der Heimatbeilage „Der Niedersachse“ der Böhme-Zeitung. Für seinen langjährigen Einsatz für den Naturschutz wurde Carl Mardorf mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt.
Herzlichen Dank!
… sagen wir dem Computermuseum Visselhövede für Leihgaben sowie Dr. Phillips von der Pixelwerkstatt Soltau, der einigen Motiven von Dreesen nachgegangen ist und mit Aufnahmen aus diesem Sommer Veränderungen und Kontinuitäten zeigt. Wie präsentiert sich z.B. die St.-Johannis-Kirche vor 120 Jahren und heute von Westen aus betrachtet?