Hof Breidings Garten
Im Herbst 1971 entschloss sich der Vorstand des Heimatbundes, einen fast 300 Jahre alten Treppenspeicher zu kaufen, um dieses für die Lüneburger Heide typische Bauwerk für die Nachwelt zu erhalten. Nachdem die Standortfrage geklärt war, baute das Technische Hilfswerk den Speicher im Rahmen von Dienstübungen kostenlos fachgerecht ab und wieder auf. Genau 300 Jahre nach seiner ersten Erbauung konnte der Speicher 1973 erneut gerichtet werden.
Damit war ein erster Schritt zur Schaffung einer historischen Hofanlage getan. Durch Spenden, Funde sowie der großzügigen und vor allem nahezu kostenlosen Bereitstellung der Stallhälfte des im 19. Jahrhundert von Schwalingen nach Breidings Garten umgesetzten Niedersächsischen Bauernhauses und des Geländes wuchs die Hofanlage zu einem musealen Kleinod, das es dem Besucher ermöglicht, sich in die Lebensumstände früherer Generationen zurückzuversetzen.
In hohem Masse für die Entstehung und Weiterentwicklung der Hofanlage und insbesondere für das Etablieren der Backofenfeste zeichnete sich Helga Schmidt-Baurichter verantwortlich. „Helga Schmidt-Baurichter war über ihre Aufgabe als Schriftführerin hinaus unermüdlich und mit Sachkenntnis und Phantasie für den Heimatbund tätig, vor allem, wo es um Mitwirkung der Mitglieder und um Wirkung in die Öffentlichkeit hinein ging. Ein besonderer Höhepunkt in der Öffentlichkeitsarbeit des Heimatbundes sind der Wiederaufbau der Hofanlage, die Entstehung der Sammlung alter ländlicher Geräte und ihre Aufbereitung sowie die von ihr ins Leben gerufenen Backofenfeste.“ Mit diesen Worten würdigte der seinerzeitige Schriftleiter des Binneboom, der inzwischen verstorbene Heinzjürgen Pfitzinger, sie im Jahresheft 1996, dem Jahr ihres Todes.
Erstmals wurde 1979 für Gäste aus Soltaus Partnerstadt Coldwater (USA) im Backofen, der in der früheren Bauweise mit Lehmverputz wieder aufgebaut worden war, nach altväterlicher Art Butterkuchen und Brot gebacken. Bis 1982 blieb es bei gelegentlichen „offiziellen“ Veranstaltungen. Erst 1983 wurde der Backofen für die Soltauer Bevölkerung zu einem sogenannten „Schnuppertag“ angeheizt. Die Veranstaltung war so gut besucht, dass spätestens jetzt mit ernsten Überlegungen begonnen wurde, öffentliche Backofenfeste zu veranstalten. Gleichzeitig sollten den Urlaubern und der Bevölkerung mit überliefertem heimischen Brauchtum die Backzeit verkürzt werden.
Rund 30 Heimatbundmitglieder, die für den reibungslosen Ablauf der Feste und ihrer Vorbereitung sowie für die Bewirtung der Gäste sorgen wollten, fanden sich bald zusammen. Um die Unterhaltung der Gäste kümmerte sich Wilfried Gebhardt, der Chef des Verkehrsvereins. Der Premiere im August 1985 wurde mit einem überwältigenden Erfolg belohnt. Bereits am ersten Tag, kamen mit über 500 Gästen so viele Besucher, dass Tische und Stühle nicht ausreichten, Kuchen und Brot bald ausverkauft waren. Seit der Premiere haben die Backofenfeste, die seit einigen Jahren jeweils am dritten Wochenende im Juli und August stattfinden, einen festen Platz im Soltauer Veranstaltungskalender.
Das Unterhaltungsprogramm, ein wesentlicher Bestandteil der Backofenfeste für die Besucher, war nicht nur abwechslungsreich, sondern auch farbenfroh und vor allem kostenlos. Da alle Gruppen ihre Darbietungen, Kleider und Trachten den Besuchern ausführlich erklärten, war es darüber hinaus noch interessant und informativ. Volkstanzgruppen waren immer ein fester Bestandteil des Programms. Von Beginn an dabei: die Tanzgruppe des Familienclubs. Unterstützung gab es von verschiedenen Gruppen aus Nah und Fern, z. B. durch die Bremer Volkstanzgruppe BTS, die Wesseloher Heiddänzer oder die Wintermoorer Moorkluten. Ein besonderes Glanzlicht war jedes Mal der Auftritt der Tanzgruppe Estera aus Soltaus Partnerstadt Mysliborz (früher Soldin) in Polen.
Neben den Tanzgruppen zeigten Kapellen und Orchester, beispielsweise der Spielmannszug der Schützengilde Soltau Stadt und Land, die Soltauer Löwen, die Jagdhornbläser, die Hallodries aus Wietzendorf, die Hamsbörger Speeldeel und Chöre, wie der Soltauer Shantychor, die Liedertafel aus Soltau und der Gemischte Chor Neuenkirchen, ihr Können. Besonderen Beifall erhielten die Kinder- und Jugendgruppen, unabhängig davon, ob sie tanzten, wie die Soltau Spatzen, die Jugendtanzgruppe des Familienclubs und die Balettgruppe des MTV Soltau, oder musizierten, wie das Kinderakkordeonorchester der Musikschule Soltau. Sportliche Akzente setzten u. a. verschiedene Cheerleader- und Breakdancegruppen sowie die Jazztanzgruppe des MTV Soltau.
Die Schwalinger Sleefkerls und Mollenhauer demonstrierten die Herstellung von Mollen und Holzschuhen (Sleefs) und ihre Frauen die Verarbeitung von Schafwolle und Flachs. Höhepunkte jeder Backofensaison waren die Auftritte der jeweils amtierenden Schneverdinger Heidekönigin mit ihren Ehrendamen. Den Abschluss eines jeden Backofenwochenendes bildete Schäfer Beuße mit einigen Heidschnucken und einem Hütehund.
Nicht unerwähnt bleiben darf der 600. Stadtgeburtstag im Jahre 1988. Auch wenn die öffentlichen Backofenfeste erst in das dritte Jahr gingen, war es für die Gemeinschaft eine Selbstverständlichkeit, mit einem selbst gestalteten Wagen am Festumzug teilzunehmen. Zum einen waren die Backofenfeste inzwischen bereits ein Teil des Soltauer Kulturtreibens geworden, zum anderen war es eine prächtige Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu betreiben.
Text nach Klaus-Dieter Krüger