Das Arbeitsteam Sirup

Beim Soltauer Heimatbund kennen sie sich mit Traditionen aus, es liegt in der Natur der Sache. Die ehrenamtlichen Mitglieder kümmern sich ums Heimatmuseum und organisieren Ausstellungen, sie pflegen lokale Bräuche, sprechen Plattdeutsch, veranstalten Kulturreisen und zweimal im Jahr das Soltauer Backofenfest. Dies und noch viel mehr geschieht aus gutem Grund: Die Geschichte soll lebendig bleiben, altes Wissen bewahrt werden. Die Arbeit des Heimatbundes ist darum vor allem eine Verneigung vor den alten Zeiten, die wir so schnell vergessen – ohne die jedoch nichts wäre, wie es heute ist.

Person mit zwei Rüben in der Hand im RübenfeldDie frühere Generation konnte sich zwar noch daran erinnern, wie sie die Rüben einst per Hand wuschen, schnitten und kochten. Aber Details? Fehlanzeige. Altes Wissen eben, das hier schon zu verschwinden drohte. Nun geben die Damen und Herren vom Heimatbund nicht so schnell auf – auch nicht in zuckersüßen Angelegenheiten wie der historischen Sirupherstellung. Jürgen Müller, 74, früher Hochbauingenieur, heute ebenfalls im Heimatbund, machte sich schließlich ans Werk. Oder besser: versuchte es. In der heimischen Küche wurden zwei Zuckerrüben geputzt, kleingeschnitten und stundenlang gekocht. Ein Geschirrhandtuch musste als Presse herhalten, da die Gerätschaft dafür fehlte. „Der ausgepresste Saft lief nicht nur in den Topf, sondern verteilte sich auch ein wenig auf Herd und Küchenboden“, erinnert sich Jürgen Müller. Nach langer Zeit des Eindampfens und Rührens war die Aktion gelungen und ein halbes Glas Sirup produziert. Nun machten sich einige Mitglieder des Heimatbundes auf die Suche nach historischen Geräten, um die Sirupproduktion nach alter Manier wieder aufleben zu lassen.

Sie fanden in der alten Scheune eines Bauern noch eine echte Rübenpresse, anno 1900; doch die war schon halb hinüber. Wochenlang reparierten sie gemeinsam das historische Gerät, entrosteten die Ringe, ein Gläser mit SirupTischler fertigte neue Leisten an. Auch ein alter Mauerkessel zum Rübenkochen wurde aufgetrieben. Danach ging es im September los mit dem Ernten der Rüben. Die Köpfe mit dem Blattwerk wurden abgeschlagen, die Riefen mit dem Messer geschabt. Es wurde geputzt und geschrubbt, was das Zeug hält. Dann wurde geschnitzelt, gekocht, gepresst und der Saft so lange gerührt und dick-gekocht, bis endlich der herrlich klebrige Sirup entstand. Wie damals.

Text: Marc Bielefeld Fotos; Marc Bielefeld u. Dorit Müller